218
Nach dem Tode Rudolphs von Habsburg folgten Kaiser aus ver-
schiedenen Häusern. Der erste nach ihm war Adolph von Nassau
(von 1291 —1298); dann folgte Rudolphs Sohn, Albrecht von Österreich
(1298—1308), ein stolzer Regent, unter dessen Regierung die Schweiz
anfing sich von Deutschland zu trennen.
21 Der Schweizerbund. — Wilhelm Tell.
(1307).
Im Jahre 1298 kam Albrecht, Sohn Rudolphs von Habsburg,
zur Regierung, die aber kein Segen für Deutschland wurde. Sein
ungerechtes und hartes Verfahren gegen die freien deutschen Landleute
in den Schweizeralpen veranlaßte diese, sich zum Schutz ihrer Freiheiten
zu verbinden. So entstand die schweizerische Eidgenossenschaft,
und der Abfall der Schweiz vom deutschen Reiche begann.
In jener schlimmen Zeit traten zusammen die Kantone Uri,
Schwyz und Unterwalden und beschworen, „in Erwägung böser
und gefährlicher Zeiten, einen ewigen Bund, sich und die Ihrigen mit
Hab und Gut gegen Alle und Jede, wer sie auch seien, zu vertheidigen
und einander mit Rath und Hülfe beizustehen". Der Kaiser aber
schickte ihnen 'zu Reichsvögten harte und böse Leute aus'meinem
eigenen Lande, die sie drückten und quälten, den Hermann Geßler
von Brunnegg und den Ritter Beringer von Landenberg. Die
thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst
wohnen. Landenberg zog auf das Schloß des Königs, bei Sarnen in
Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri.
Nun wurden die Zölle erhöhet, die kleinsten Vergehen mit Kerker und
schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung
mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe
Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß
das Bauernvolk so schön baue?" Und als Arnold von Melchthal im
Unterwaldner Lande wegen eines geringen Fehlers um ein Paar schöne
Ochsen gestraft wurde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge
weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber
der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er
demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da
ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide
Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel
über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des
Volkes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen
traten, sondern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem
Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat.
Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und
Hochmuth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffachers
Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und
Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren
unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Rudolphs_von_Habsburg Adolph_von_Nassau Albrecht_von_Österreich Albrecht Wilhelm Albrecht Albrecht Rudolphs_von_Habsburg Hermann_Geßler
von_Brunnegg Ritter_Beringer_von_Landenberg Landenberg Arnold_von_Melchthal Arnold Demuth Hochmuth Werner_Stauffachers Hochmuth Demuth
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Schwyz Unterwalden Sarnen Oberwälden
214
wir Mütter an unsern Brüsten Bettler säugen und den Ausländern
leibeigene Mägde erziehen? Das sei ferne!"
Darauf ging schweigend der Werner Stauffacher hinab zum
Orte Brunnen an: Vierwaldstädtersee und fuhr über das Waffer nach
Uri zum Walther Fürst in Attinghausen. Bei demselben fand er
verborgen den Heinrich von Melchthal, welcher vor dem Grimm
des Landenberg über das Gebirg entwichen war.
Und sie redeten von der Noth des Landes und dem Gräuel der
ausländischen Vögte. Auch gedachten sie, wie sie gegen die Bosheit
dieser schweizerischen Vögte vergebens geklagt hätten vor dem Könige.
Sie meinten, der Tod sei viel leichter, als so schmähliches Joch.
Darum beschlossen sie, jeder solle in seinem Lande mit vertrauten, herz-
haften Männern sprechen und erforschen, weß Sinnes das Volk sei.
Nach diesem kamen sie oft in verabredeten nächtlichen Stunden
zusammen an einem geheimen Orte am See. Dieser Versammlungsort
lag fast mitten inne zwischen Uri, Unterwalden und Schwyz,
auf einer schmalen, umbüschten Wiese, am Fuße der Felsen des Seelis-
berges, gegenüber dem Dörflein Brunnen. Man heißt ihn vom aus-
gerotteten Gestrüpp das Rütli; da waren sie von Menschen und Woh-
nungen weit. Bald brachte jeglicher frohe Botschaft mit: allem Volke
sei viel leichter der Tod, als das schmähliche Joch.
Wie sie aber im November des Jahres 1307 zusammen kamen,
und ijeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue
Ehrenmänner geführt hatte, entschlossen, die alte Landesfreiheit über
Alles, das Leben für nichts zü achten, erhoben die frommen Drei ihre
Hände zum gestirnten Himmel und schwuren zu Gott dem Herrn: in
Treue für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben,
Alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen, kein
Unrecht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun, des Grafen von
Habsburg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königsvögte
Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu ver-
derben. Und die dreißig andern Schweizer streckten auch die Hände auf
und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu be-
haupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann
gingen sie auseinander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und win-
terten das Vieh.
Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte
ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger
einherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen
Hut von Oesterreich erhöhen auf einer Stange in Uri, und befahl,
wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte
er erkennen, wer wider Oesterreich sei.
Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürglen, einer von den
Männern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht.
Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Werner_Stauffacher Heinrich_von_Melchthal Heinrich Habsburg Hermann_Geßler Wilhelm
30.5
So ist denn die Schweiz ein Gemisch von angebauten Fluren, fet-
ten Thälern, krauterreichen Triften, grünenden Hügeln, schroffen Felsen,
hohen Gebirgen und Eisgletschern. Auf den Bergen, die oben ewiger
Schnee bedeckt, hat man oft in den Sommermonaten alle vier Jahres-
zeiten: Herbst, Sommer, Frühling und Winter. Wahrend an dem
untern Theile schon die Heuernte vorbei ist, wird auf einer nachfolgenden
höhern Stufe das Heu erst gemäht und getrocknet. In den noch höheren
Gegenden blühen die ersten Grasblümchen, und auf den Spitzen der
Berge liegt der Schnee haushoch.
Die Schweizer Eisgebirge und Eisfelder werden von vielen Rei-
senden besucht; solche Besuche sind aber mit großer Gefahr verbunden,
denn oft bekommt das Eis Riffe und Klüfte, die so verschneiet werden,
daß man sie nicht sieht. Geräth man in eine solche Kluft, so versinkt
man ohne Rettung. Dies begegnete im vorigen Jahrhunderte einem
Reisenden, der 24 Jahre lang vermißt wurde, und den man endlich
völlig zerquetscht in einer Eisspalte fand. Seine Haut war ganz un-
verletzt und der Körper unverweset. Was mußte er nicht ausgestanden
haben, ehe ihn der Tod von seiner Angst und Verzweistung befreite!
— Nun weiter!
„Ist die Schweiz stark bevölkert, und was treiben die Bewohner
außer der Viehzucht?" — Nein, Kinder! die Schweiz Hat auf 752
Quadratmeilen nicht mehr als 2,669,000 Einwohner, aber es sind
brave, treuherzige und achtbare Menschen, meist Deutsche. Diese
reden die deutsche Sprache; ein anderer Theil spricht französisch,
noch ein anderer italienisch. Sie haben in manchen Gegenden gute
Fabriken und Manufakturen; sie weben schöne Baumwollen-
und Seidenzeuge, Bänder, Tuch und Leinwand; ihre Frauen
und Töchter klöppeln Spitzen; dann wird auch in der Schweiz viel
gutes Papier gemacht. Ferner kommen aus der Schweiz eine Menge
goldener und silberner Uhren, auch andere Goldarbeiten, vorzüglich
aus Genf. Mit diesen Waaren, besonders aber mit Vieh, Butter
und Käse treiben die Schweizer einen ansehnlichen Handel, und da sie
aus ihren Bergen auch Eisen, Kupfer, Silber, Marmor und viele
andere Mineralien erbeuten, so finden auch hier eine Menge Menschen
Beschäftigung und Gelegenheit zum Handel.
Die Schweiz ist eine Republik oder ein Freistaat, der in 22
Kantone eingetheilt ist. Der Religion nach bekennen sich einige
Kantone zur katholischen, andere zur evangelischen Kirche, noch
andere sind gemischt. Die bedeutendsten Städte sind Zürich, Bern,
Base!, Genf, Luzern, Schaffhausen u. s. f. Keine dieser Städte
ist von ansehnlicher Größe, denn Genf, die größte, zählt nur 47,000
Einwohner.
10. Der Alpenjäger.
Willst du nicht das Lämmlein hüten? Spielend an des Baches Ranft.
Lammlein ist so fromm und sanft, „Mutter, Mutter, laß mich gehen,
Nährt sich von des Grases Blüthen Jagen auf des Berges Höhen!"
Haesters' Lesebuch für Oserñ. Sim«!ta«-Ausgakr. 20
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
37
Eingang, namentlich in Norddeutschland, z. B. in Sachsen, Hessen, heimlich
Zunächst auch in Brandenburg.
Im Jahre 1525 trat der Hochmeister des Deutschen Ritterordens in
Ostpreußen, ein Hohenzoller, zu der lutherischen Kirche über. Dadurch
wurde das alte Ordensland in ein weltliches Herzogtum verwandelt, das
aber unter Polens Oberhoheit verblieb (s. § 15. A. 2.). — Aber die bei
dem alten Glauben gebliebenen Fürsten waren doch so mächtig, namentlich
weil auch der Kaiser ans ihrer Seite stand, daß sie auf dem Reichstage zu
Speier 1529 den Beschluß durchsetzten, die Neuerung dürfe nicht weiter
um sich greifen. Hiergegen protestierten Luthers Anhänger und wurden
darum Protestanten genannt. — Um die Spaltung im Reiche zu heben,
hielt Kaiser Karl V. schon im nächsten Jahre (1530) wieder einen Reichstag
ab, zu Augsburg. Hier übergaben die Evangelischen ihr von Melanchthon
verfaßtes Glaubensbekenntnis,die „Augsburger Konfession". Doch ward
eine Verständigung nicht herbeigeführt, vielmehr befahl der Kaiser den Evan-
gelischen, binnen Jahresfrist zum katholischen Glauben zurückzukehren. —
Diese bestimmte Erklärung schreckte die protestantischen Fürsten so, daß sie
in Schmalkalden (Thüringen) ein Schutzbündnis schlossen, den „Schmal-
kaldischen Bund". Da den Habsburgischen Erblanden des Kaisers aber
ein Einfall der Türken drohte, so gewährte er den Evangelischen, deren
Unterstützung im Kriege er brauchte, den Religionsfrieden zu Nürnberg
(1532), nach welchem bis zu einem allgemeinen Konzil in Religionssachen
Friede herrschen sollte.
6. Schweizer Reformation. Fast zu gleicher Zeit mit Luther trat
Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, gegen die Lehren der Kirche auf. Er
stimmte in den meisten Stücken mit Luther überein, aber in Bezug auf das
heilige Abendmahl war er anderer Meinung wie Luther. Eine Einigung
konnte auch durch eine persönliche Zusammenkunft beider in Marburg nicht
erreicht werden. — Zürich und einige andere Kantone fielen Zwingli zu;
aber die Urkantone blieben der alten Lehre treu, und bald kam es zwischen
beiden Parteien zum Kriege. Zwingli, der als Feldprediger mit ausgezogen
war, fiel in der Schlacht bei Kappel. — Was dieser begonnen, setzte der
Franzose Johann Calvin fort. Er hatte um seines Glaubens willen sein
Vaterland verlassen müssen. In Genf fand er Aufnahme. Die Anhänger
dieser beiden Männer nennt man Reformierte oder Calvinisten; sie finden
sich besonders in der Schweiz, in dem westlichen Deutschland, in den Nieder-
landen und in Frankreich.
7. Bauernkrieg. Die Bauern waren damals mit ihrer Lage sehr
unzufrieden. Die Fürsten kümmerten sich um dieselben sehr wenig, und ihre
Grundherren bedrückten sie mit schweren Steuern und Frondiensten und
hielten sie in harter Leibeigenschaft.
Schon mehrmals waren in Süddeutschland deshalb Aufstände ausge-
brochen, und als die Bauern Luthers Lehre „von der Freiheit der Christen"
vernahmen, meinten sie irrigerweise, daß sie als freie Christen auch frei
sein sollten von den weltlichen Lasten. Gewaltige Massen der schwer-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
46
Die Schweiz. — Die Donau
§8 64-65.
weiche von Mitteigebirgen kommen in be;ug ans Wasserreichtum im Sommer! 8. Wo-
durch unterscheiden sich die Alpen von andern Hochgebirgen? 9. Vergieiche die Mün-
dungen der Ätpenströme miteinander! 10. Weiche Aipenpässe haben schon seit aiter Leit
Bedeutung? 11. Beweise, das; der St. Gotthard ein Gebirgsknoten ist! 12. Vergieiche
Zt. Gotthard und Fichteigebirge! 13. Weiche Flüsse kommen vom St. Gotthard?
§ 64. a. Die Schweiz (so groß wie Schlesien, über 3 y4 Mill. E.) ist ein
Gebirgs- und Hochland. Den S. und O. füllen Alpenketten. Im N.w.
zieht sich vom Rhone bis zum Rhein der Schweizer Jura, ein Kalkgebirge,
hin. Zwischen diesem und den Alpen liegt die fruchtbare Schweizer Hoch-
ebene (540 m hoch). Die Schweiz wird bewässert vom Rhein und dessen
Nebenflüssen (Aare mit Reuß), dem Rhone, dem Inn und dem Tessin.
Diese Bergflüsse haben große Seen gebildet, in denen sich ihr Wasser vom
Geröll reinigt. Die bekanntesten sind: der Genfer, Neuen bürg er, Brien-
zer, Thuner, Vierwaldstätter, Züricher und Bodensee. Die Schweiz
eignet sich vorzüglich für die Viehzucht. Schweizer Butter und Käse (be-
sonders Emmentaler) sind berühmt. Trotz des Mangels an Rohstoffen steht
die gewerbliche Tätigkeit auf hoher Stufe. In der Ostschweiz wird besonders
Baumwolle, in Zürich und Basel Seide verarbeitet; in Genf, Neuenburg
und in den Dörfern des Jura blüht die Fabrikation von Uhren und Schmuck-
sachen, und im Berner Oberlande ist die Holzschnitzerei hoch entwickelt.
Ein großer Fremdenverkehr bringt dem Lande reiche Einnahmen.
Fast 3/4 der Bewohner sind Deutsche; sie bewohnen den nördl. Teil. Im S.w.
wohnen Franzosen, im S. Italiener. 3/s sind Protestanten, sie bewohnen vorzugsweise
die Ebene; 2/5 sind Katholiken. — Die Schweiz ist ein Bundesstaat von 25 Kantonen.
Die ausübende Gewalt hat ein Bundesrat mit cineni Präsidenten an der Spitze. Die
gesetzgebende Gewalt hat die Bundesversammlung. Die weniger wichtigen Angelegenheiten
besorgt jeder Kanton selbständig. Ein stehendes Heer hat die Schweiz nicht. Die kriegs-
tüchtigen Männer werden nur auf kurze Zeit zur militärischen Ausbildung und später zu
Übungen einberufen. — Die Schweizer sind kräftig, behend und tapfer, haben einen die-
deren Sinn, ein frommes Gemüt, einfache Sitten und zeigen Liebe zur Freiheit. Wenn
man bedenkt, daß in den Gebirgsgegenden nur die Täler bewohnbar sind, so muß man
die Schweiz übervölkert nennen. Daher wandern so viele Schweizer aus, trotzdem sie ihre
Heimat lieb haben.
Bern, Bundesstadt, 65 000 E., Universität. Gens, 100 000 E., Uhrenfabrikation;
wegen der herrlichen Lage und des milden Klimas der immerwährende Sammelpunkt von
Fremden. Lausanne slößanns, herrliche Lage. Neuenburg, am gleichnamigen See.
Basel, 110000 E., Handel, Universität. Schaffhausen, Rheinfall. St. Gallen, früher
Kloster, von St. Gallus gegründet. Zürich, 150000 E-, Universität. Luzern, Handel.
Pfäfers, Badeort mit der schauerlichen Tannnaschlucht; Quelle jetzt nach Ragaz geleitet.
Leukerbad, am Südfuße des Gemmi, berühmte heiße Bäder. Jnterlaken, Hauptsam-
melpunkt der Alpenreisenden.
b. Das Aürstentum Liechtenstein, am oberen Rhein, südlich vom
Bodensee mit dem Hauptorte Vaduz (vadüz).
§65. Die Donau kommt vom Schwarzwalde, wird bei Ulm schiff-
bar und erreicht bei Regensburg ihren nördlichsten Punkt. Das Stück
zwischen Linz und Wien ist der schönste Teil des ganzen Stromes. Zwei-
mal (bei Grein und Krems) muß er sich auf dieser Strecke einengen und
durch die Felsen hindurch arbeiten. Da, wo er durch ebenes Land fließt
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 17. Einige Kaiser aus dem 14. Jahrhundert.
27
kam in der Schlacht um. Dessen Söhnen nahm er Österreich und
Steiermark, belehnte damit seine eigenen Söhne und stiftete so die Habs-
burgische Hausmacht.
4. Charakter. Seiner praktischen Natur entsprach es, daß er keinen
Römerzug unternahm, der ihn leicht in Feindschaft mit dem Papste gebracht,
dem Reiche große Summen gekostet und ihn von der Herstellung der Ord-
nung im Reich abgehalten hätte. Er verglich Italien mit der Höhle des
Löwen, in die wohl viele Spuren hinein, aber keine heraus führen. —
Durch seine Einfachheit, seine Tugend, durch seinen Verstand und seine
Unparteilichkeit als Richter, wie auch durch seine heitere Laune und sein
volkstümliches Auftreten erwarb er sich die Liebe des Volkes, so daß dieses
viele Geschichten von ihm erzählte und von manchem seiner Nachfolger
sagte: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" 1291 starb er und wurde
seinem Wunsche nach im Dome zu Speier beigesetzt. (Justinus Kerner:
Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe.)
Z 17. Einige Kaiser ans dem 14. Jahrhundert.
A. Rudolfs Sohn, der finstere, einäugige Albrecht, wurde erst 1298
zum Könige gewühlt. Er strebte wie sein Vater danach, seine Hausmacht
zu vergrößern. Hierbei geriet er mit dem freien Bergvolk der Schweizer
in Streit, über das er wohl als deutscher König, aber nicht als Herzog
von Österreich zu gebieten hatte. Er wollte das „Gebiet der Waldstätte
Schwyz, Uri und Unterwalden zum Herzogtums Österreich schlagen und
bedrückte die freiheitsliebenden Schweizer aufs härteste. Da schlossen die-
selben einen Bund und vertrieben die Beamten Albrechts. Die Sage hat
diese Begebenheit ausgeschmückt. (Tellsage.) Albrecht ward von seinem
eigenen Neffen Johann, dem er das väterliche Erbe vorenthielt, am Ufer
der Neuß ermordet. Johann erhielt den Namen Parricida (Verwandten-
mörder). — Die Schweizer behaupteten heldenkühn ihre Freiheit gegen
Österreich. Das schwache, schlecht ausgerüstete Hirtenvolk schlug die präch-
tigen Ritterheere bei Morgarten (Kanton Zug) und später bei Sempach
(nördlich von Luzern).
B. Ludwig der Bayer. 1. Einige Jahre nach Albrechts Tode
wählte die Mehrzahl der Fürsten Ludwig von Bayern, andere einen
Enkel Rudolfs I., Friedrich den Schönen von Österreich, zum Kaiser.
Lange Fehden durchtobten namentlich Süddeutschland, bis Ludwig in der
Schlacht bei Mühldorf (Inn) 1322 Friedrich besiegte und gefangen nahm.
In der Burg Trausnitz wurde Friedrich in Haft gehalten. Friedrichs
Bruder, Leopold, setzte den Krieg fort. Der Papst sprach über Ludwig den
Bann aus und belegte sein Land mit dem Interdikt. Da schloß Ludwig
mit Friedrich Frieden; er entließ ihn aus der Haft unter der Bedingung,
daß er Leopold zur Anerkennung Ludwigs bewege. Da dies nicht gelang,
so kehrte Friedrich freiwillig nach Trausnitz zurück. Gerührt durch solche
Treue nahm ihn Ludwig als Mitregent an.
2. Eine Aussöhnung mit dem Papste gelang Ludwig nicht. Da machte
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Rudolfs Rudolfs Rudolfs Rudolfs Albrecht Albrecht Albrechts Albrechts Albrecht Johann Johann Johann Ludwig_der_Bayer Ludwig Albrechts Albrechts Ludwig_von_Bayern Ludwig Rudolfs_I. Rudolfs_I. Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Leopold Leopold Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Leopold Leopold Ludwigs Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
37
Eingang, namentlich in Norddeutschland, z. V. in Sachsen, Hessen, heimlich
zunächst auch in Brandenburg.
Im Jahre 1525 trat der Hochmeister des Deutschen Ritterordens in
Ostpreußen, ein Hohenzoller, zu der lutherischen Kirche über. Dadurch
wurde das alte Ordensland in ein weltliches Herzogtum verwandelt, das
aber unter Polens Oberhoheit verblieb (s. § 15. A. 2.). — Aber die bei
dem alten Glauben gebliebenen Fürsten waren doch so mächtig, namentlich
weil auch der Kaiser auf ihrer Seite stand, daß sie auf dem Reichstage zu
Speier 1529 den Beschluß durchsetzten, die Neuerung dürfe nicht weiter
um sich greifen. Hiergegen protestierten Luthers Anhänger und wurden
darum Protestanten genannt. — Um die Spaltung im Reiche zu heben,
hielt Kaiser Karl V. schon im nächsten Jahre (1530) wieder einen Reichstag
ab, zu Augsburg. Hier übergaben die Evangelischen ihr von Melanchthon
verfaßtes Glaubensbekenntnis,die „Augsburger Konfession". Doch ward
eine Verständigung nicht herbeigeführt, vielmehr befahl der Kaiser den Evan-
gelischen, binnen Jahresfrist zum katholischen Glauben zurückzukehren. —
Diese bestimmte Erklärung schreckte die protestantischen Fürsten so, daß sie
in Schmalkalden (Thüringen) ein Schutzbündnis schlossen, den „Schmal-
kaldischen Bund". Da den Habsburgischen Erblanden des Kaisers aber
ein Einfall der Türken drohte, so gewährte er den Evangelischen, deren
Unterstützung im Kriege er brauchte, den Religionsfrieden zu Nürnberg
(1532), nach welchem bis zu einem allgemeinen Konzil in Neligionssachen
Friede herrschen sollte.
6. Schweizer Reformation. Fast zu gleicher Zeit mit Luther trat
Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, gegen die Lehren der Kirche auf. Er
stimmte in den meisten Stücken mit Luther überein, aber in Bezug auf das
heilige Abendmahl war er anderer Meinung wie Luther. Eine Einigung
konnte auch durch eine persönliche Zusammenkunft beider in Marburg nicht
erreicht werden. — Zürich und einige andere Kantone fielen Zwingli zu;
aber die Urkautoue blieben der alten Lehre treu, und bald kam es zwischen
beiden Parteien zum Kriege. Zwingli, der als Feldprediger mit ausgezogen
war, fiel in der Schlacht bei Kappel. — Was dieser begonnen, setzte der
Franzose Johann Calvin fort. Er hatte um seines Glaubens willen sein
Vaterland verlassen müssen. In Genf fand er Aufnahme. Die Anhänger
dieser beiden Männer nennt man Reformierte oder Calvinisten; sie finden
sich besonders in der Schweiz, in dem westlichen Deutschland, in den Nieder-
landen und in Frankreich.
7. Bauernkrieg. Die Bauern waren damals mit ihrer Lage sehr
unzufrieden. Die Fürsten kümmerten sich um dieselben sehr wenig, und ihre
Grundherren bedrückten sie mit schweren Steuern und Frondiensten und
hielten sie in harter Leibeigenschaft.
Schon mehrmals waren in Süddeutschland deshalb Aufstände ausge-
brochen, und als die Bauern Luthers Lehre „von der Freiheit der Christen"
vernahmen, meinten sie irrigerweise, daß sie als freie Christen auch frei
sein sollten von den weltlichen Lasten. Gewaltige Massen der schwer-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
46
Die Schweiz. — Die Donau.
§8 64-65.
welche von Mittelgebirgen kommen in bezug aus Wasserreichtum im Sommer! 8. Wo-
durch unterscheiden sich die Alpen von andern Hochgebirgen? 9. Vergleiche die Mün-
dungen der Älpensiröme miteinander! 10. Welche Rlpenpäsie haben schon seit alter Leit
Bedeutung? 11. Leweise, datz der Zt. Gotthard ein Gebirgsknoten ist! 12. Vergleiche
Zt. Gotthard und Fichtelgebirge! 13. Welche Flusse kommen vom St. Gotthard?
§ 64. a. Die Schweiz (so groß wie Schlesien, über 3 y4 Mill. E.) ist ein
Gebirgs- und Hochland. Den S. und O. füllen Alpenketten. Im N.w.
zieht sich vom Rhone bis zum Rhein der Schweizer Jura, ein Kalkgebirge,
hin. Zwischen diesem und den Alpen liegt die fruchtbare Schweizer Hoch-
ebene (540 na hoch). Die Schweiz wird bewässert vom Rhein und dessen
Nebenflüssen (Aare mit Reuß), dem Rhone, dem Inn und dem Tessin.
Diese Bergflüsse haben große Seen gebildet, in denen sich ihr Wasser vom
Geröll reinigt. Die bekanntesten sind: der Genfer, Neuenburger, Brien-
zer, Thuner, Vierwaldstätter, Züricher und Bodensee. Die Schweiz
eignet sich vorzüglich für die Viehzucht. Schweizer Butter und Käse (be-
sonders Emmentaler) sind berühmt. Trotz des Mangels an Rohstoffen steht
die gewerbliche Tätigkeit auf hoher Stufe. In der Ostschweiz wird besonders
Baumwolle, in Zürich und Basel Seide verarbeitet; in Genf, Neuenburg
und in den Dörfern des Jura blüht die Fabrikation von Uhren und Schmuck-
sachen, und im Berner Oberlande ist die Holzschnitzerei hoch entwickelt.
Ein großer Fremdenverkehr bringt dem Lande reiche Einnahmen.
Fast 3/4 der Bewohner sind Deutsche; sie bewohnen den nördl. Teil. Im S.w.
wohnen Franzosen, im S. Italiener. 3/g sind Protestanten, sie bewohnen vorzugsweise
die Ebene; 2/s sind Katholiken. — Die Schweiz ist ein Bundesstaat von 25 Kantonen.
Die ausübende Gewalt hat ein Bundesrat mit einem Präsidenten an der Spitze. Die
gesetzgebende Gewalt hat die Bundesversammlung. Die weniger wichtigen Angelegenheiten
besorgt jeder Kanton selbständig. Ein stehendes Heer hat die Schweiz nicht. Die kriegs-
tüchtigen Männer werden nur auf kurze Zeit zur militärischen Ausbildung und später zu
Übungen einberufen. — Die Schweizer sind kräftig, behend und tapfer, haben einen die-
deren Sinn, ein frommes Gemüt, einfache Sitten und zeigen Liebe zur Freiheit. Wenn
man bedenkt, daß in den Gebirgsgegenden nur die Täler bewohnbar sind, so muß man
die Schweiz übervölkert nennen. Daher wandern so viele Schweizer aus, trotzdem sie ihre
Heimat lieb haben.
Bern, Bnndesstadt, 65000 E., Universität. Genf, 100 000 E., Uhrenfabrikation;
wegen der herrlichen Lage und des milden Klimas der immerwährende Sammelpunkt von
Fremden. Lausanne slößanns, herrliche Lage. Neuenbnrg, am gleichnamigen See.
Basel, 110000 E., Handel, Universität. Schaffhansen, Rheinsall. St. Gallen, früher
Kloster, von St. Gallus gegründet. Zürich, 150000 E., Universität. Luzern, Handel.
Pfäfers, Badeort mit der schauerlichen Tannnaschlucht; Quelle jetzt nach Rag az geleitet.
Leukerbad, am Südfuße des Gemmi, berühmte heiße Bäder. Jnterlaken, Hauptsam-
melpunkt der Alpenreisenden.
b. Das Iürstentmn Liechtenstein, am oberen Rhein, südlich vom
Bodensee mit dem Hauptorte Vaduz (Vaduz).
§ 65. Die I>onau kommt vom Schwarzwalde, wird bei Ulm schiff-
bar und erreicht bei Regensburg ihren nördlichsten Punkt. Das Stück
zwischen Linz und Wien ist der schönste Teil des ganzen Stromes. Zwei-
mal (bei Grein und Krems) muß er sich auf dieser Strecke einengen und
durch die Felsen hindurch arbeiten. Da, wo er durch ebenes Land fließt
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 17. Einige Kaiser aus dem 14. Jahrhundert.
27
kam in der Schlacht um. Dessen Söhnen nahm er Österreich und
Steiermark, belehnte damit seine eigenen Söhne und stiftete so die Habs-
burgische Hausmacht.
4. Charakter. Seiner praktischen Natur entsprach es, daß er keinen
Römerzug unternahm, der ihn leicht in Feindschaft mit dem Papste gebracht,
dem Reiche große Summen gekostet und ihn von der Herstellung der Ord-
nung im Reich abgehalten hätte. Er verglich Italien mit der Höhle des
Löwen, in die wohl viele Spuren hinein, aber keine heraus führen. —
Durch seine Einfachheit, seine Tugend, durch seinen Verstand und seine
Unparteilichkeit als Richter, wie auch durch seine heitere Laune und sein
volkstümliches Auftreten erwarb er sich die Liebe des Volkes, so daß dieses
viele Geschichten von ihm erzählte und von manchem seiner Nachfolger
sagte: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" 1291 starb er und wurde
seinem Wunsche nach im Dome zu Speier beigesetzt. (Justinus Kerner:
Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe.)
8 17. Einige Kaiser aus dem 14. Jahrhundert.
A. Rudolfs Sohn, der finstere, einäugige Albrecht, wurde erst 1298
zum Könige gewühlt. Er strebte wie sein Vater danach, seine Hausmacht
zu vergrößern. Hierbei geriet er mit dem freien Bergvolk der Schweizer-
in Streit, über das er wohl als deutscher König, aber nicht als Herzog
von Österreich zu gebieten hatte. Er wollte das „Gebiet der Waldstütte
Schwyz, Uri und Unterwalden zum Herzogtume Österreich schlagen und
bedrückte die freiheitsliebenden Schweizer aufs härteste. Da schlossen die-
selben einen Bund und vertrieben die Beamten Albrechts. Die Sage hat
diese Begebenheit ausgeschmückt. (Tellsage.) Albrecht ward von seinem
eigenen Neffen Johann, dem er das väterliche Erbe vorenthielt, am Ufer
der Reuß ermordet. Johann erhielt den Namen Parricida (Verwandten-
mörder). — Die Schweizer behaupteten heldenkühn ihre Freiheit gegen
Österreich. Das schwache, schlecht ausgerüstete Hirtenvolk schlug die präch-
tigen Ritterheere bei Morgarten (Kanton Zug) und später bei Sempach
(nördlich von Luzern).
8. Ludwig der Bayer. 1. Einige Jahre nach Albrechts Tode
wählte die Mehrzahl der Fürsten Ludwig von Bayern, andere einen
Enkel Rudolfs I., Friedrich den Schönen von Österreich, zum Kaiser.
Lange Fehden durchtobten namentlich Süddeutschland, bis Ludwig in der
Schlacht bei Mühldorf (Inn) 1322 Friedrich besiegte und gefangen nahm.
In der Burg Trausnitz wurde Friedrich in Haft gehalten. Friedrichs
Bruder, Leopold, setzte den Krieg fort. Der Papst sprach über Ludwig den
Bann aus und belegte sein Land mit dem Interdikt. Da schloß Ludwig
mit Friedrich Frieden; er entließ ihn aus der Haft unter der Bedingung,
daß er Leopold zur Anerkennung Ludwigs bewege. Da dies nicht gelang,
so kehrte Friedrich freiwillig nach Trausnitz zurück. Gerührt durch solche
Treue nahm ihn Ludwig als Mitregent an.
2. Eine Aussöhnung mit dem Papste gelang Ludwig nicht. Da machte
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Rudolfs Rudolfs Rudolfs Rudolfs Albrecht Albrecht Albrechts Albrechts Albrecht Johann Johann Johann Ludwig_der_Bayer Ludwig Albrechts Albrechts Ludwig_von_Bayern Ludwig Rudolfs_I. Rudolfs_I. Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Leopold Leopold Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Leopold Leopold Ludwigs Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
8 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
37
Eingang, namentlich in Norddeutschland, z. V. in Sachsen, Hessen, heimlich zunächst auch in Brandenburg.
Im Jahre 1525 trat der Hochmeister des Deutschen Ritterordens in Ostprenßen, ein Hohenzoller, zu der lutherischen Kirche über. Dadurch wurde das alte Ordensland in ein weltliches Herzogtum verwandelt, das aber unter Polens Oberhoheit verblieb (s. § 15. A. 2.). — Aber die bei dem alten Glauben gebliebenen Fürsten waren doch so mächtig, namentlich weil auch der Kaiser auf ihrer Seite stand, daß. sie auf dem Reichstage zu Speier 1529 den Beschluß durchsetzten, die Neuerung dürfe nicht weiter um sich greifen. Hiergegen protestierten Luthers Anhänger und wurden darum Protestanten genannt. — Um die Spaltung im Reiche zu heben, hielt Kaiser Karl V. schon im nächsten Jahre (1530) wieder einen Reichstag ab, zu Augsburg. Hier übergaben die Evangelischen ihr von Melauchthon verfaßtes Glaubensbekenntnis,die „Augsburger Konfession". Doch ward eine Verständigung nicht herbeigeführt, vielmehr befahl der Kaiser den Evangelischen, binnen Jahresfrist zum katholischen Glauben zurückzukehren. — Diese bestimmte Erklärung schreckte die protestantischen Fürsten so, daß sie in Schmalkalden (Thüringen) ein Schutzbündnis schlossen, den „Schmalkalischen Bund". Da den Habsburgischen Erblanden des Kaisers aber ein Einfall der Türken drohte, so gewährte er den Evangelischen, deren Unterstützung im Kriege er brauchte, den Religionsfrieden zu Nürnberg (1532), nach welchem bis zu einem allgemeinen Konzil in Religionssachen Friede herrschen sollte.
6. Schweizer Reformation. Fast zu gleicher Zeit mit Luther trat Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, gegen die Lehren der Kirche auf. Er stimmte in den meisten Stücken mit Luther überein, aber in Bezug auf das heilige Abendmahl war er anderer Meinung wie Luther. Eine Einigung konnte auch durch eine persönliche Zusammenkunft beider in Marburg nicht erreicht werden. — Zürich und einige andere Kantone fielen Zwingli zu; aber die Urkantone blieben der alten Lehre treu, und bald kam es zwischen beiden Parteien zum Kriege. Zwingli, der als Feldprediger mit ausgezogen war, fiel in der Schlacht bei Kappel. — Was dieser begonnen, setzte der Franzose Johann Calvin fort. Er hatte um seines Glaubens willen sein Vaterland verlassen müssen. In Gens fand er Aufnahme. Die Anhänger dieser beiden Männer nennt man Reformierte ober Calvinisten; sie finden sich besonders in der Schweiz, in dem westlichen Deutschland, in den Niederlanden und in Frankreich.
7. Bauernkrieg. Die Bauern waren damals mit ihrer Lage sehr unzufrieden. Die Fürsten kümmerten sich um dieselben sehr wenig, und ihre Grundherren bedrückten sie mit schweren Steuern und Frondiensten und hielten sie in harter Leibeigenschaft.
Schon mehrmals waren in Sübbeutschlanb beshalb Aufstäube ausgebrochen, und als die Bauern Luthers Lehre „von der Freiheit der Christen" vernahmen, meinten sie irrigerweise, daß sie als freie Christen auch frei sem sollten von den weltlichen Lasten. Gewaltige Massen der schwer-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Extrahierte Personennamen: Luthers_Anhänger Karl_V. Karl_V. Ulrich_Zwingli Luther Zwingli Johann_Calvin Johann
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Sachsen Hessen Brandenburg Ostprenßen Schmalkalden Nürnberg Marburg Kappel Schweiz Deutschland Niederlanden Frankreich